DE

°1964 in Ninove, Belgien

‘Im Zentrum von Rik De Boes Kohlezeichnungen steht die Beschäftigung mit Bildern und deren Transformation und Re-Kontextualisierung. Aus den Untersuchungen unseres kollektiven Gedächtnisses heraus, entstehen Arbeiten in immer dem gleichen, überschaubaren Format. Diese Detail-Bildserien geben gewöhnliche, allerdings sehr wirkungsstarke, visuelle Auslöser wieder, welche überwiegend von Filmstils und Alltagsgegenständen abgeleitet sind. Durch den Prozeß der grafischen Schwarz-Weiß-Umsetzung werden sie allerdings eher zu Erinnerungsstücken als nur zu “einfachen” Zeichnungen. Mit dieser Art von Realismus, der Fotokopien unseres kollektiven Bewussteinsähnelt, kehrt Rik De Boe den Interpretationsvorgang um und offenbart Bilder als forensischen Nachweis.’

Marc Hungerbuhler 2010


Kunstforum International – Zeichen zur Zeit VIII

Vielleicht geht es um die Attraktivität des Beiläufigen, zum Beispiel in der Serie „Raamzicht“. Das sind Rik De Boes Fensterbilder. Er macht die Fenster zu Individuen einer durchaus kleinbürgerlichen, ja ängstlichen Lebensweise, die ihre Behaglichkeit sichert, denn der Blick nach Innen oder Außen ist durch Sicherungsmaßnahmen verbarrikadiert. Rollladen, Vorhänge oder Blumentöpfe stellen sich der natürlichen Neugierde entgegen. So muss der der Zeichner ganz automatisch bei den Rahmenbedingungen landen. Das Fenster wird zum Zeichengeber eines analytischen Geistes, der der sich dem dahinter lauernden Lebensgefühl möglicherweise sogar verbunden fühlt. Eine gewisse Nähe scheint jedenfalls spürbar. Liebevoll registriert er das Spiel des Lichts auf der Gardine, die Schatten auf der Jalousie und die stolz vorgezeigten Spitzen. Der Beobachter registriert wie spiegelndes Glas und Kreuze in der Bildkomposition zu konstruktiven Zufallsorganisatoren werden. Die Ausschnitte verraten den untrüglichen Sinn für Nebenkriegsschauplätze, die nur in dieser windschiefen Ansicht einen Sinn machen. Und wenn er mal eine idealtypische Totale (nicht nur für „Raamzicht“) nimmt, verblüfft die lapidare Monumentalisierung einer anderen Beiläufigkeit: Die vereinfachte Ansicht eines Kodak-Films in der Schachtel. Es gibt keine Nebensächlichkeiten, alles ist ‚bildwürdig’ und verdankt sich letztlich einer listigen Zentrierung. Anderswo wird das Großmächtige beiläufig, wenn etwa Rik de Boe Jan Vermeer seziert. Vorsicht Falle! Sicher weicht der Detektiv der Verführungskraft der perfekt inszenierten Szenen aus. Bis zu Unkenntlichkeit verfremdet die Lust am Detail die Originale und bezeichnenderweise sucht er auch da Situationen auf, in denen Fenster eine Rolle spielen. Das Licht in